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Hilfe für Ukrainer:innen
Als Russland am 24. Februar dieses Jahres seinen Angriffskrieg auf die Ukraine begann, waren wir geschockt. Dieser Artikel möchte erzählen, wie wir Schollis in dieser furchtbaren Situation aktiv geworden sind und was wir tun, um unseren Beitrag zu leisten.
Xenia Streicher
Scholli

Als Russland am 24. Februar dieses Jahres seinen Angriffskrieg auf die Ukraine begann, war ich geschockt. Dabei ist es wirklich nicht so, als hätte es bisher keinen Krieg auf der Welt gegeben. Es ist nicht mal so, als hätte es bisher keinen Krieg in der Ukraine gegeben. Und trotzdem war ich endlos geschockt. Nur wenige Tage zuvor hatte ich Witze mit meinen Mitbewohner:innen gemacht, darüber wie absurd doch die Vorstellung ist, dass ein souveräner Staat einfach so in einen anderen souveränen Staat einmarschiert und dann plötzlich Menschen anfangen, einfach so auf einander zu schießen. Ich finde das nach wie vor absurd, aber die Witze sind mir jetzt peinlich. Die Realität ist dafür schlicht und ergreifend zu bitter. Aber dieser Artikel soll eigentlich gar kein Kommentar zur politischen Lage sein. Von denen gibt es momentan ja wirklich viele und so geistreich sind meine Gedanken dazu dann auch wieder nicht. Dieser Artikel möchte erzählen, wie wir Schollis in dieser furchtbaren Situation aktiv geworden sind und was wir tun, um unseren Beitrag zu leisten. Und genau wie der russische Überfall auf die Ukraine beginnt diese Geschichte eben auch am 24. Februar.
Als die ersten Meldungen über den Einmarsch Russlands kommen, dauert es nicht lange, bis auch die ersten Posts in der Schollheim-Gruppe auftauchen und noch am selben Tag machen sich Schollis auf den Weg zum Europaplatz, um vor dem russischen Konsulat zu demonstrieren. In den nächsten Tagen gibt es zahlreiche Demos in ganz München, an denen tausende Menschen teilnehmen und auf denen natürlich auch das Schollheim vertreten ist. Diese Demos sind anstrengend, weil das Thema so erdrückend ist, und gleichzeitig unglaublich berührend, weil die Sprecher:innen sich so ehrlich verwundbar und zugleich voller Kampfgeist zeigen.
Aber demonstrieren allein reicht nicht, einige von uns machen sich auf die Suche nach Möglichkeiten, um aktiv zu helfen. So hängt Lana mit Unterstützung der Verwaltung direkt in den ersten Tagen des Krieges Spendenaufrufe für die offizielle Stiftung der Ukraine „Come back alive“ im Wohnheim auf. Lana kommt selbst aus der Ukraine. Ihre Mutter und ihr Bruder flüchten von dort und dürfen die erste Zeit bei uns im Schollheim wohnen.
Valeriya ist Russin und auch sie hat das Bedürfnis zu helfen. Sie liest in einer Telegram-Gruppe, dass eine Familie mit 20 Waisenkindern auf dem Weg nach Deutschland ist und auf der Durchreise eine Unterkunft in München braucht. Zuerst überlegt sie, der Familie ihr eigenes Zimmer zur Verfügung zu stellen, aber das ist für so viele Menschen dann doch zu klein. So kommt die Idee auf, einfach mal in der Schollheimgruppe um Hilfe zu bitten. Sofort reagieren viele Schollis mit Ideen und Unterstützungsangeboten.

Und schnell kommt auch ein Anruf von Gergö mit einer guten Nachricht: Er hat bereits mit Frau Filser gesprochen und die Geflüchteten dürfen im Saal übernachten. Noch am selben Tag treffen sich freiwillige Helfer:innen im Saal und machen sich einen Plan. Woher nehmen wir so viele Betten, Bettwäsche und co.? Wer kann aufbauen, wenn kann übersetzen? Was können wir für die Kinder anbieten? Wie versorgen wir so viele Menschen mit Essen? Es werden Aufgaben verteilt, ein HSV-Budget festgelegt und zur Koordination wird eine Signal-Gruppe gegründet, der 77 Schollis beitreten. Alle wollen mit anpacken. Gemeinsam wird im Saal ein Bettenlager für über 20 Personen aufgebaut. Auch einen Essplatz und ein Wareninventar mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln und Spielsachen für die Kinder richten wir ein. Außerdem sammeln wir im Wohnheim insgesamt knapp 30 Sets Bettwäsche und Handtücher für alle unsere Gäste. Die Hilfsbereitschaft und der Einsatz der Schollis sind dabei überwältigend.

Und schnell kommt auch ein Anruf von Gergö mit einer guten Nachricht: Er hat bereits mit Frau Filser gesprochen und die Geflüchteten dürfen im Saal übernachten. Noch am selben Tag treffen sich freiwillige Helfer:innen im Saal und machen sich einen Plan. Woher nehmen wir so viele Betten, Bettwäsche und co.? Wer kann aufbauen, wenn kann übersetzen? Was können wir für die Kinder anbieten? Wie versorgen wir so viele Menschen mit Essen? Es werden Aufgaben verteilt, ein HSV-Budget festgelegt und zur Koordination wird eine Signal-Gruppe gegründet, der 77 Schollis beitreten. Alle wollen mit anpacken. Gemeinsam wird im Saal ein Bettenlager für über 20 Personen aufgebaut. Auch einen Essplatz und ein Wareninventar mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln und Spielsachen für die Kinder richten wir ein. Außerdem sammeln wir im Wohnheim insgesamt knapp 30 Sets Bettwäsche und Handtücher für alle unsere Gäste. Die Hilfsbereitschaft und der Einsatz der Schollis sind dabei überwältigend.

Doch noch bevor diese große Gruppe bei uns ankommt, liest Valeriya von einer weiteren Familie. Sie stehen mit fünf kleinen Kindern am Bahnhof und suchen nach einer Unterkunft, um sich zu waschen und zu schlafen. Ganz spontan bietet Valeriya das Schollheim an und wir quartieren die Familie im Lernraum und im Konferenzraum ein. Es ist die erste Familie, die wir beherbergen. Valeriya hat bis heute mit den Eltern Kontakt. Mittlerweile sind sie an ihrem Ziel in Portugal angekommen, die Kinder gehen dort in die Schule und leben sich gerade ein. Es geht ihnen den Umständen entsprechend gut. Auf dem Weg haben sie noch bei den Eltern von Valeriyas Freund gewohnt und mit ihnen Freundschaft geschlossen. Die Familien möchten sich weiterhin gegenseitig besuchen. Insgesamt lernen wir viele Geschichten unserer Gäste kennen und sie sind immer beides: grausam und hoffnungsvoll zugleich. Wir hören von dramatischen Szenen auf der Flucht, von Evakuierungszügen, die mit abgedunkelten Fenstern und ausgeschalteter Geoposition durch Bombenanschläge fahren und von Vätern, die zurück in der Ukraine geblieben sind um dort zu kämpfen. 

Aber wir hören auch, dass unsere Gäste gute Wege für sich finden. Zwei junge Frauen, die bei uns waren, sind mittlerweile Au-Pairs in Südfrankreich. Eine andere Familie hat eine freundliche Gastfamilie gefunden, bei der sie bleiben können. Natürlich ist die Gesamtsituation furchtbar, aber diese Geschichten machen Hoffnung.
Ende März macht uns dann Corona einen Strich durch die Rechnung: Zu viele Helfer:innen sind krank und in Quarantäne. Außerdem will der Verein den Saal wieder selbst nutzen, wir müssen ihn daher Ende März räumen und können fürs Erste keine Unterkunft mehr anbieten. Wir alle finden das schade, aber es bedeutet nicht, dass wir nichts mehr tun können, um Ukrainer:innen zu unterstützen. Stattdessen sammeln wir jetzt spenden für diejenigen, die sich noch in der Ukraine befinden. Dabei helfen sogar Ex-Schollis mit und transportieren die gesammelten Waren. Das erste Paket wurde bereits abgeschickt, weitere sollen folgen. So hoffen wir, in der nächsten Zeit noch vielen weiteren Menschen helfen zu können.
Sicher ist aber, dass wir in den letzten Wochen im Schollheim 40 Ukrainer:innen ein vorübergehendes Zuhause bieten konnten. 40 von 4 Millionen Geflüchteten, das scheint nicht viel zu sein, aber für diese 40 Menschen konnten wir einen Unterschied machen. Und genau wie die Geschichten unserer Gäste war auch für uns diese Erfahrung beides: Sie war viel Arbeit und durchaus sehr anstrengend, aber es war auch sehr bereichernd. Valeriya sagt, für sie war es eine willkommene Ablenkung davon, immer nur von der Grausamkeit des Krieges in den Nachrichten zu lesen. Eine Chance, den Fokus hin auf echte Menschen zu verschieben und vor allem auf das, was man in der aktuellen Situation auch selbst tun kann, um sie zu verbessern. Ich kann das bestätigen. Sicher habe ich viel weniger geleistet als Valeriya, aber auch mir hat das Gefühl gutgetan, zumindest ein kleines bisschen verändern zu können. Und dann ist da natürlich auch noch die Dankbarkeit und all das Positive, was unsere Gäste zurückgeben. Mit einem Lächeln auf den Lippen erzählt Valeriya, wie manche Kinder gar nicht mehr weg wollten, von den Umarmungen der Mütter und davon, wie das alle Müdigkeit und Erschöpfung wett gemacht hat.
Ein großes Dankeschön möchte ich abschließend Herrn Flieger, den Reinigungskräften, der Verwaltung und allen voran Frau Filser aussprechen, ohne deren Verständnis und Unterstützung das gesamte Projekt nicht möglich gewesen wäre. Vor allem aber möchte ich Valeriya, Max und Fernando danken. Sie haben sich vermutlich mit großem Abstand am stärksten für unsere Gäste eingesetzt und wirklich jede freie Minute in das Projekt gesteckt. Sie haben uns alle dazu animiert, zusammenzuhelfen und für Menschen in Not einzusetzen. Am Ende des Tages steht das Schollheim eben nicht nur für Feiern und Spaß, sondern vor allem für Gemeinschaft und für Engagement für diejenigen, die Unterstützung brauchen. Und darauf können wir ganz schön stolz sein!

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