Peter von Rüden war sowohl als Vorstandsmitglied als auch die vergangenen vier Jahre als Vorstandsvorsitzender des Studentenwohnheim Geschwister Scholl e.V. ein engagierter Mitstreiter für die Ideen der Geschwister Scholl. Nun, mit fast 80 Jahren, ist er der Meinung, es sei Zeit, Jüngeren die Geschicke im Schollheim in die Hand zu geben.
Peter von Rüden hat für den Verein die Politik wieder ins Schollheim gebracht. Unermüdlich in seinen Aktionen, würde aber eine reine Aufzählung seiner Tätigkeiten wie z. B. Neubau Haus 3, Sanierung Haus 1 und Haus 2, eine Vielzahl von politischen Diskussions- und Gedenkveranstaltungen, unter anderem mit Christian Ude, Hermann Vinke und Joachim Wagner, Gedenk-Ecke und Historischer Zeitstrahl, seinen Leistungen nicht gerecht. So nehme ich zwei Beispiele heraus, die vielleicht nicht ganz so stark nach außen aufscheinen, die aber dennoch eminent wichtig für den Verein sind: die Historischen Akten und die Kooperationen.
Als Historiker und Medienwissenschaftler ist es ihm per se ein großes Anliegen gewesen, die Vielzahl der vorhandenen Akten zu sondieren, zu sortieren und zu klassifizieren. Ergänzt durch Gespräche, unter anderem mit Dr. Hans-Jochen Vogel, der ja der erste Geschäftsführer des Schollheims und damit einer der wichtigsten noch lebenden Zeitzeugen war, hat Peter von Rüden fast den gesamten Bestand gesichtet. Mittlerweile sind die wertvollen Dokumente dem Münchner Stadtarchiv übergeben worden.
In den vergangenen Jahren ist es ihm gelungen, bestehende Kooperationen zu erneuern oder neu zu schließen. So wurde zum Beispiel die Kooperation mit der „Weißen Rose Stiftung e.V.“ erneuert und gemeinsame Veranstaltungen mit dem Verein „Gegen Vergessen Für Demokratie e.V.“ durchgeführt. Dabei sind es immer Persönlichkeiten, die eine Kooperation lebendig und tragfähig machen. In diesen beiden Fällen Dr. Hildegard Kronawitter und Ilse Macek.
Gerne begann er Vorträge mit „Beginnen wir mit den Fakten“, um dann ein emotionales und rühriges Bild vom Verständnis des Themas, das er gerade behandelte, mitunter auch in streitbar diskutablen Ausführungen darzulegen. Seine Vorträge endeten jedoch immer versöhnlich und mit einem menschlichen, gutmeinenden Wunsch und einer Nachdenklichkeit, die selbst zum Nachdenken anregt, wie zum Beispiel am 14.01.2020 zum 60-jährigen Jubiläum und gleichzeitiger Eröffnung des Erweiterungsbaus Haus 3 des Schollheims im Dr. Hans-Jochen Vogel Saal:
„Es liegt ausschließlich in unserer Verantwortung, dass unser Studentenwohnheim ein Ort der politischen Bildung, des sozialen Lernens, der Einübung von Toleranz und der Verteidigung der Menschenrechte bleibt, damit wir, wenn es darauf ankommt, uns gegen Rassismus und Antisemitismus entschieden wehren. Das ist mein Wunsch für die Zukunft des Studentenwohnheims Geschwister Scholl.“
So sei es.
Text geschrieben von: Dr. Werner Ortinger