Am 10. November war es endlich wieder soweit: Wie jedes Jahr durften wir anlässlich des Schollheimtags zahlreiche Vereinsmitglieder, die Wohnheimsverwaltung und natürlich auch viele ehemalige Schollis im Dr. Hans-Jochen Vogel Saal willkommen heißen. Alle freuten sich auf ein spannendes Programm und einen regen Austausch, denn diese traditionsreiche Veranstaltung des Wohnheims bietet eine tolle Möglichkeit, sich auszutauschen und zu vernetzen.
Nach der Eröffnung des Schollheimtags durch unsere Heimrät:innen Hannah und Cuichi und die Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden Prof. Peter von Rüden, stimmten unsere musikalischen Schollis mit einem Klavierstück und „Let it be“ der Beatles musikalisch in den Abend ein.
Im Zentrum des abwechslungsreichen Programms stand der Vortrag „Schwestern im Geiste – Cato Bontjes van Beek – wie Sophie Scholl ein Vorbild für heute“ von Hermann Vinke, der als politischer Journalist und Autor des Buchs „Das kurze Leben der Sophie Scholl“ weltbekannt ist. In seinem Vortrag zeigte er die vielen Parallelen zwischen Sophie Scholl, der Namensgeberin unseres Hauses, und der besonders in Süddeutschland kaum bekannten Widerstandskämpferin Cato Bontjes van Beek auf. Beide Frauen schlossen sich Widerstandsgruppen gegen das NS-Regime an: Sophie Scholl der „Weißen Rose“ in München, Cato Bontjes van Beek der „Roten Kapelle“ in Berlin. Beide beteiligten sich an der Herstellung und dem Verteilen von Flugblättern, halfen verfolgten Jüd:innen und wurden angeklagt, zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Während Sophie Scholl am 18. Februar 1943 von der Gestapo verhaftet und wenige Tage später am 22. Februar 1943 zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde, wurde Cato – nachdem die Rote Kapelle von der Gestapo infiltriert worden war – bereits am 20. September 1942 verhaftet und verbrachte die langen Monate bis zu ihrer Hinrichtung am 5. August 1943 in drei verschiedenen Berliner Gefängnissen. Beide Frauen zeigten eine bemerkenswerte Haltung während ihres Verhörs und der Gerichtsverhandlungen. Weder Sophie Scholl noch Cato Bontjes van Beek zeigten Reue für ihre Handlungen und blieben bis zu ihrer Hinrichtung standhaft.
Doch Hermann Vinkes Vortrag handelte nicht nur von bedeutenden Geschichten aus der Vergangenheit, sondern zog auch den direkten Bogen zur Gegenwart. Laut Vinke stehe die parlamentarische Demokratie vor ihrer größten Herausforderung seit Ende des 2. Weltkrieges mit Problemen wie der Bildungsmisere, der unzureichenden Integration von Migrant:innen, der Gefahr von Missbrauch des Internets und nicht zuletzt der Klimakrise. Zugleich appellierte er an alle, das Vermächtnis der gestorbenen Widerstandskämpfer:innen im Dritten Reich als Vorbild zu sehen und als Verpflichtung, alles zur Wahrung der Demokratie, der Freiheit, und des Friedens zu tun!
Nach einem weiteren Musikstück von Daniel und Joachim folgte ein Bericht der Tutor:innen über die aktuellen Aktionen im Wohnheim wie die Politik-Talks anlässlich der Wahlen im September, das Neueinzügler:innen-Grillen, das Scholloberfest und die Fahrt nach Bratislava am vergangenen Wochenende.
Als Höhepunkt wurde schließlich das heiß ersehnte „Buffet der Nationen“ eröffnet, für das sich die Bewohnerschaft in den Küchen schon den ganzen Tag kräftig ins Zeug gelegt hatte. Bei geselligem Beisammensein wurden alte Geschichten erzählt und neue Kontakte geknüpft.
Satt und zufrieden wurde die Veranstaltung schließlich hinunter in die Bar verlegt, wo der H1L3 nach dem Motto „Schollheim Alaaf“ noch kräftig für Stimmung sorgte.