Wieso dir das Wohlergehen der Polarfüchse wichtig sein sollte
Wer mich auch nur flüchtig kennt, weiß ganz genau, wie fuchsfanatisch ich bin: Bekkah und Füchse – insbesondere die Polarvariante – gehen irgendwie Hand in Hand (oder Pfote in Pfote?). Polarfüchse sind klein, fluffig und niedlich, aber auch clever, ziemlich stark und extrem widerstandsfähig…
Doch trotz ihrer Fähigkeit, sich an absolute Extrembedingungen, was Kälte und Lichtverhältnisse angeht, anzupassen, stehen die putzigen Vierbeiner vor einer gewaltigen Krise. Wieso gerade die Gattung Vulpes lagopus (zu Deutsch wörtwörtlich „hasenfußiger Fuchs“, weil er sogar an den Pfotenunterseiten wärmendes Fell hat) ein gutes Bild abgibt, wie es um die Arktis und den Klimawandel im Allgemeinen steht, werde ich euch in diesem Blogpost näher legen.
Klimawandel? Was ist das?
Zuerst aber vielleicht eine sehr wichtige Frage, die geklärt werden muss: Was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff „Klimawandel“?
Kurz gesagt ist damit die stetige Erwärmung unserer Atmosphäre gemeint, die durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe und der damit verbundenen verstärkten CO2-Freisetzung besonders angekurbelt wird. Die Veränderung unseres Klimas ist allerdings ein viel komplizierterer Prozess, als man vielleicht vermuten würde: Auch wenn der Mensch weiterhin stark in die Natur eingreift, ist auch letztere am Klimawandel beteiligt. Sogenannte Feedback-Mechanismen sorgen dafür, dass sich die Umwelt nach dem initialen „Anschubsen“ des Menschen nun langfristig umorganisiert, was schwerwiegende Folgen haben könnte:
Mit diesen Veränderungen befassen sich Forscher aus diversen Bereichen, um Prognosen darüber treffen zu können, was in den nächsten Jahrzehnten mit unserem Heimatplaneten Erde passieren wird. Weil die Polargebiete selbst auf minimale Störungen z.B. des Temperatur- oder Niederschlagprofils sehr schnell und außerordentlich empfindlich ansprechen, bieten sie eine gute Möglichkeit, die Auswirkungen für die restliche Weltkugel abschätzen zu können.
Ebenso wirken sich die Veränderungen in diesen Arealen außergewöhnlich stark auf das Weltklima aus: Bis vor einigen Jahrzehnten konnte Letzteres durch den kühlenden Einfluss der Polarzonen recht gut gepuffert werden, aber nun werden auch diese immer wärmer. Auf Forschungsstationen wie derjenigen in Abisko, Schweden werden daher schon seit vielen Jahrzehnten sämtliche ökologisch relevante Messdaten aufgezeichnet.
Auf Forschungsstation in Abisko
Auf ebendieser Station, der ältesten ihrer Art, habe ich zwei wunderbare Monate verbringen dürfen. Ich nehme gleich mal vorweg: Leider habe ich keine Polarfüchse gesichtet, auch wenn ich einige ihrer Spuren im Schnee und sogar einen leeren Bau entdeckt habe. Umso mehr habe ich aber ihr Umfeld bewundern dürfen: Ein wirklich wunderschönes und verhältnismäßig unberührtes, wildes Fleckchen Erde ist das da oben, aber auf den zweiten Blick hin doch nicht ganz so jungfräulich wie ursprünglich gedacht… Die (Sub-)Arktis wird aufgrund menschlicher Eingriffe und Einflüsse immer grüner und feuchter, was für die einheimischen Spezies verheerende Folgen hat.
Wo mehr Grünfläche entsteht, kann sich der Boden und damit auch die darüber liegende Luft stärker erwärmen, was die Erderwärmung insgesamt weiter begünstigt. Ebenso wird durch die schrumpfenden Schnee- und Eisflächen weniger Sonnenwärme als es früher der Fall war reflektiert; durch diesen ausbleibenden Kühlungsmechanismus kommt es zur weiteren Aufheizung der Atmosphäre.
Wenn man dann auch noch den sogenannten Treibhauseffekt (auf Englisch „greenhouse effect“) bedenkt, wird es wirklich kritisch. Was recht harmlos klingt, hätte vielleicht treffender z.B. „globale Sauna“ heißen sollen: Weil es dauerhaft wärmer wird, wird auch mehr Wasser in die Atmosphäre verdampft: Süßwasservorkommen wie Schneemassen und Gletscher schmelzen; aus den Meeren wird vermehrt Wasser von der Luft aufgenommen.
Ein wenig in der Sauna ins Schwitzen zu kommen kann ja ganz gesund sein – aber nur, wenn darauf auch die gebührende Abkühlung folgt!
Doch die Abgase, die wir Menschen in die Atmosphäre freisetzen, umhüllen und isolieren die Erde, sodass wir effektiv in der „Sauna“ festsitzen.
Nicht nur das treiben die Treibhausgase auf die Spitze: Pflanzen- und Tierarten, die sonst nur in südlicheren Breiten gedeihen, migrieren immer weiter nördlich und/ oder weiter hoch an den Hängen, wo sie einst keine Chance gehabt hätten. Die Baumgrenze steigt; bestimmte Vegetationstypen werden ausgemerzt und ersetzt. Die polaren Heidegewächse, die in ihren Wurzeln einen gewaltigen Anteil des irdischen Kohlenstoffs lagern, sterben ab und werden durch die bei höheren Temperaturen aktiver werdenden Bodenmikroben schnell zersetzt. Zusammen mit den immer stärker auftauenden Permafrostböden kann dies schlagartig weitere enorme Mengen an CO2 freisetzen.
Auch die Polarfüchse sind bedroht!
Die Verschiebung von Gleichgewichten in arktischen Ökosystemen, die eine Verdrängung oder gar Ausrottung seltener Spezies mit sich bringt, macht auch nicht vor unserem kleinen Fuchs halt: Sein herzzerreißendes Schicksal würde man niemandem wünschen! Dass seine Hauptnahrungsquelle, Lemminge, immer seltener wird, ist ja schon schlimm genug. Die Lemmingsvorkommen variieren ohnehin schon immer von Jahr zu Jahr aufgrund des Nahrungsangebots. Werden viele Lemminge geboren, fressen sie den lokalen Pflanzenbestand weg und nehmen sich damit selber die Lebensgrundlage, weshalb im Jahr darauf weniger Nager zur Welt kommen. Wo aber viele Lemminge sind, können auch mehr Füchse satt werden. Beide Tierpopulationen sind daher eng aneinandergekoppelt, sodass man bisher alle paar Jahre eine Bestandsexplosion beider Arten feststellen konnte, die sich dann allmählich wieder einpendelt.
Nun aber die Crux an der Sache: Weil die Zusammensetzung der arktischen Pflanzenwelt sich ändert und neue Jagdtiere auftauchen, die da nicht hingehören, gibt es immer weniger gute Lemmingsjahre. Die Polarfüchse gehen leer aus, weil sie zu klein sind, um etwas Größeres als Lemminge zu erbeuten. Auch wenn hier und dort vielleicht doch ein Schneehase in die Lappen geht oder ein vor Alter oder Schwäche gestorbenes Rentier eine Mahlzeit bietet, stellt das für die Füchse keine nachhaltige Lösung dar. Wenn sie nicht schon vor Hunger sterben, dann aus noch kritischeren Gründen:
Unter den Neueinzüglern in der Arktis befinden sich zum Beispiel auch die Rotfüchse. Größer und stärker als ihre polaren Verwandten haben sie entscheidende Vorteile bei der Jagd, aber auch in Sachen Territorien. Immer mehr Polarfüchse werden aus ihrem Bau vertrieben, sodass sie in die harscheren, höher gelegenen Gebiete vordringen müssen. Da Polarfuchsfamilien oftmals Jahrzehnte lang den gleichen wohlgelegenen Bau frequentieren und mehrere Generationen zusammenleben, hat dies ernstzunehmende Auswirkungen. Wenn ein Polarfuchspaar keinen sicheren Bau hat, um Junge großzuziehen, pflanzt es sich einfach nicht fort oder die Junge sterben zügig den sicheren Tod.
Dieser kann leider allen Polarfüchsen zuteil werden, wenn die Rotfüchse nicht genügend andere Futterquellen finden – es ist schon beobachtet worden, dass diese manchmal bei Nahrungsknappheit die armen kleineren Füchse erbeuten. Gerade dies lässt mein Herz bluten, weil ich ja grundsätzlich alle Füchse mag… eigentlich, zumindest. Als die Artenverteilung sich noch strikt nach gezielter klimatischer Anpassung gerichtet hat, war das ja auch kein Problem!
Und was geschieht jetzt mit den Polarfüchsen?
Wie es für den Polarfuchsbestand weitergehen wird, ist noch unklar. Die skandinavischen Länder tun ihr Allerbestes, dem bedrohten Fuchs zu helfen, indem Futterstationen aufgestellt werden und die jährliche Welpenanzahl erfasst wird. Ebenso werden Füchse eingesammelt, in ein völlig anderes Gebiet transportiert und dort neu ausgesetzt, um der Inzucht vorzubeugen. Teilweise wird auch eine gezielte Rotfuchsjagd verordnet, um die Anzahl der Fressfeinde zu mindern. Nach so vielen Maßnahmen stellt sich eigentlich nur noch eine Frage:
Was kannst du tun, um den Füchsen, der Arktis und dem Weltklima zu helfen?
Wenn du auch ein Herz für Füchse hast (oder durchs Lesen nun eins entwickelt hast), kannst du z.B. Mitglied des schwedischen Polarfuchsprojektes (Svenska Fjällrävsprojektet (Website auf Englisch)) werden und die Polarforschung selber aktiv unterstützen. Es werden jeden Sommer Praktikanten gesucht, die an der Feldarbeit mitwirken (d.h. lauter Ausrüstung in die lappische Wildnis schleppen und dort ein paar Tage kampieren) und die Welpen zählen, oder du kannst die Forschungsarbeiten durch eine kleine Spende unterstützen.
Was aber vielleicht noch viel naheliegender ist: Die hochbrisante Thematik des Klimawandels ist zurzeit durch die sogenannten „Fridays for the Future“ topaktuell. (Witzigerweise ebenfalls im Zusammenhang mit Schweden!)
Vielleicht kannst du auch einmal an einer solchen Demo teilnehmen? Oder du machst dir einfach allgemein Gedanken dazu, wie du deine Lebensweise klimafreundlicher gestalten kannst. Genau dafür haben wir seit etwa einem Jahr im Schollheim das Nachhaltigkeitsreferat, in dem schon viele gute Konzepte entwickelt und umgesetzt worden sind. Falls du diesbezüglich clevere Ideen haben solltest, über die wir auf jeden Fall mal nachdenken sollten, freuen wir uns jederzeit über Tipps und Anregungen!
Wir Schollis möchten unseren Umgang mit der Umwelt weiterhin konsequent verbessern und ermuntern alle anderen, dies ebenfalls zu tun: Lasst uns zusammen eine nachhaltigere Zukunft schaffen!